Keine Hochhaustürme am Diebsteich

Presseerklärung der Bürgerinitiative Prellbock Altona zum Entscheid des Investorenwettbewerbs

Schmierenkomödie zwischen Senat, DB AG, und den Investoren Haspa und Procom

Senat und DB AG drücken auf die Tube, um ihr Bahnhofsschließungs- und Verlagerungsprojekt durchzuziehen, bevor sich allzu viel Widerstand regt. Jetzt wurde in erstaunlich kurzer Zeit der Investorenwettbewerb für die Hochhäuser am Diebsteich beendet. Mit einem Ergebnis, das nicht überraschend kommt. Je mehr Details uüber das Bauvorhaben bekannt werden, umso mehr bestätigen/verstärken sich die Befürchtungen der Bürgerinitiativen.

  • Internationalen Spekulanten wurden nicht ausgewählt. Entweder war ihnen das Projekt wegen des Widerstandes der Bürgerinitiativen zu heiß, oder der Standort unattraktiv.
  • Vermutlich unter erheblichem politischen Druck wurde eine lokale Lösung ausgewählt: der (äußerst umstrittene) stadtbekannte Immobilienentwickler PROCOM, der auf dem Zeise-Gelände statt Sozialwohnungen, Büroräume für eine Werbeagentur errichtete, soll es nun richten.
  • Da Procom vermutlich aus eigener Kraft ein solches Projekt nicht stemmen kann, wurde die Haspa politisch in die Pflicht genommen die Hochhaustürme zu finanzieren. Hat sich die Haspa aus freien Stücken für dieses Projekt entschieden?
  • Der Senat lügt sich zu dem Projekt die Hucke voll: Die Stadtentwicklungssenatorin Stapelfeld äußert sich in einer Presseerklärung dazu wie folgt: Mit dem Hochhauskonzept „werden städtebauliche Akzente gesetzt. Das ist ein Gewinn für die Umgebung rund um den Diebsteich und für den Hamburger Westen insgesamt.“ Gewinn für Spekulanten aller Art, für die Bürger, für die Pächter der Kleingärten: nie und niemals.
  • Zynischer geht es nicht mehr: In Klartext heißt das die Kleingärten rings um den jetzigen Bahnhof Diebsteich werden über kurz oder lang plattgemacht und auch vor dem Friedhof hat man keinen Respekt mehr.
  • Vergessen hat Frau Stapelfeld, dass mit genau solchen Argumente vor 40 Jahren einstmals die City West aus dem Boden gestampft werden sollte. Das einzig davon übrig gebliebene Hochhaus, die Hermes-Versicherung wird bis 2019 abgerissen!!!
  • Senator Horch, die vermutlich in seinem Leben noch nie mit der Bahn gefahren ist, legt noch eins drauf: „Dieser moderne Bahnhof wird ein Beispiel für eine zukunftsweisende, stadtverträgliche Mobilität sein“.
  • Dies ist an Arroganz nicht mehr zu überbieten: Erst nimmt man den Bürgern einen ideal im Stadtteil eingebetteten Bahnhof, der für über 60.000 Leute fußläufig zu erreichen ist, mit guter Verknüpfung zwischen Bus, S-Bahn und Regional-/Fernverkehr, zerschlägt gewachsene Strukturen und verkauft das als `zukunftsweisend ́. Herr Horch auf diese Zukunft können wir gerne verzichten.
  • Ganz besonders unverfroren ist die Bemerkung von Herrn Horch: „Wir haben ein Investorenkonzept ausgewählt, das Fahrgäste und Kunden aus den umliegenden Quartieren willkommen heißt“. Mal abgesehen davon, dass in der näheren Umgebung des Bahnhofs Diebsteich nicht allzu viele Leute wohnen, ist diese Aussage ein Schlag ins Gesicht der Bürger von Altona /Ottensen, die nie zur Schließung und Verlagerung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona befragt wurden.
  • Die Altonaer Bezirksamtsleiterin Frau Melzer nimmt dann auch gar kein Blatt mehr vor den Mund, wenn sie ausführt: „Die Auswahl des Investors … ist ein weiterer Schritt hin zu städtebaulichen Entwicklung des neuen Standortes. Ich hoffe, dass mit einem hochwertigen attraktiven Gebäudeensemble ein weithin sichtbares architektonisches Zeichen für die Zukunft dieses Gebietes gesetzt wird.“ Das ist ein klares Signal, eine unüberhörbare Einladung an Spekulanten aller Art einen weiteren Stadtteil Hamburgs zu gentrifizieren, Stadtgrün, Sportplätze, Kleingärten zu vernichten.
  • Die DB AG versteigt sich gar zu der Äußerung: „Die 76 m hohen Türme sollen den Fernbahnhof zu einer neuen Landmarke in der Silhouette von Altona machen“. Wir erinnern uns: Die SPD plante in den 60er Jahren einmal den Flächenabriss von St. Georg, des Schanzen- und des Karolinenviertels, um genau dort weithin sichtbare Hochhäuser und Autobahnkreuze zu errichten. Zum Glück wissen wir, was daraus geworden ist, dass Widerstand sich lohnt.
  • Selbst vor Friedhofsflächen macht die Spekulationsgier von DB AG und Senat nicht halt. Mittelfristig steht der Diebsteich-Friedhof, die größte Beerdigungsstätte von Roma und Sinti in Hamburg, im Fokus der Grundstücksspekulanten.
  • Fahrgäste und Pendler stören bei diesem Immobiliendeal nur. Daher werden sie auch nicht befragt und tauchen in den vollmundigen Presseerklärungen der Senatoren auch gar nicht auf. Durch die Schließung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona verlängern sich die Fahrzeiten für Pendler aus Schleswig-Holstein, die z.B. bei Airbus in Finkenwerder arbeiten, um mindestens 10 Minuten pro Richtung! Fernzugreisenden aus dem Westen Hamburgs (Einzugsbereich S1 und S11) müssen am ohnehin überfüllten Hauptbahnhof umsteigen, oder zusätzliche Umsteigevorgänge mit dem Risiko den Anschlusszug zu verpassen, in Kauf nehmen. Der einzig wirklich optimale Bahnhof für mobilitätseingeschränkte Passagiere wird platt gemacht, für den Profit von DB AG und Spekulationsgewinne des Senats!Das lassen sich die Bürger Altonas/Ottensens nicht bieten. Wir fordern stattdessen:
  • den Fern- und Regionalbahnhof Altona am gegenwärtigen Standort zu belassen,
  • das Gleisfeld neu zu ordnen, Bahnsteige zu modernisieren, nicht benötigte Altanlagen abzubauen,
  • unverzüglich mit dem Wohnungsbau in der „Neue Mitte Altona, Phase II“ zu beginnen
  • umgehend den Lessingtunnel zu sanieren und dort neue Bahnsteigzugänge zu schaffen.
  • die Bürger umfassend in den Planungsprozess für den Bahnhof Altona mit einzubeziehen.

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