Andreas Müller-Goldenstedt
Prellbock Altona e. V.
Eine Woche nach der Eröffnung ( 31.05.2023 9 habe ich mir erlaubt, die neue S-Bahnstation Ottensen anzusteuern.
Natürlich mit dem Deutschland Ticket.
Mit der S1 von Bahrenfeld nach Ottensen.
Da war ich dann auf diesem neuen S-Bahnhof.
Aber halt: Es ist eine Haltepunkt.
Sehr schönes Sonnenwetter und ich fand die Seite gen Norden wunderbar:
Viele schöne Bäume , viel Grün.
Ich habe mich fast eine Stunde auf eine Bank gesetzt und hatte einen Ausblick, fast wie einen Blick in ein Waldstück.
Das war es aber auch schon an Schönheit.
Im Westen der Station fehlt zwar noch die gesamte Infrastruktur für den zweiten Ein/Ausgang.
Ich stellte aber doch mit Erstaunen und vielen Fragezeichen fest:
- Wetterdach Bahnsteigdach in Sparversion
- Also ein Dach gegen regen nur für Kurz Züge.
- Eine Hälfte eines 6 er S-Bahnzugs steht im Regen an der Bahnsteigkante
- Es gibt auf dem ganzen Bahnhof nur Metall: Stahl und Alu
- Sitzbänke: Metallgitter und Stahl ( Referenzbänke wären für mich die wunderbaren Holz- Bänke auf dem S-Bahnhof Dammtor )
- Alle wichtigen Details sind sparsam montiert: z.B. eine Bahnhofs-Uhr, die aber auch nur aus einer Richtung einsehbar ist.
- Es gibt kein kulturelles oder künstlerisches Detail.
- Alles mehr als Nüchtern und mehr als sparsam geplant und gebaut.
- Ganz besonders: Keine (Roll) Fahrtreppe für viele Menschen, die nicht den Aufzug nutzen werden, aber weil mobilitätseingeschränkt gerne eine (Roll) Fahrtreppe.
Geht das im Jahr 2023 überhaupt noch?
Barrierefreiheit wird im Jahr 2023 anders buchstabiert.
Und ich saß dann auf dieser Bank mit der wunderbaren Aussicht ins Grüne und hatte diese Überlegungen:
- Warum keine Photovoltaik auf dem Bahnsteigdach im Baujahr 2022/2023
- Ist das nicht längst ein Muss?
- Warum, wie schon erwähnt, keine (Roll)Fahrtreppe?
- Warum dauerte der Bau eigentlich so lange?
- Warum kostete die S-Bahnstation Ottensen jetzt fast 45 oder 47 Millionen €?
- Wo sind diese 4x höheren Baukosten verbaut worden?
- Ich kann das nicht erkennen?
- Und wer zahlt denn nun diese erhöhten Kosten?
- Wer prüft diese erhöhten Baukosten?
Aber auch diese Gedanken gehen mir durch den Kopf:
Der jetzige Bahnhof Altona in seiner Gesamtheit ist zwar nicht gerade hübsch und nicht gerade ein Schmuckstück.
Aber mitten im Leben von fünf Stadtteilen Altonas.
Mit 21 Buslinien
Mit mehr als 30 Gastronomie-Angebote im und direkt um den Bahnhof.
Mit direkten Zugang zur Elbe.
Viel Kultur um den jetzigen Bahnhof.
Aber falls es einen Diebsteich geben wird, ahne ich eine neue Nüchternheit und erinnere mich an einen Hamburger Oberbaudirektor, der mahnte: „Diebsteich wird ja eine Hundehütte“
Und dann auch noch eine Hundehütte, die nicht funktionieren wird, eine Hundehütte, die 4 Jahre nach ihrem Beschluss alles aber auch wirklich alles beim Klimaschutz vergeigen wird.
Baukosten mehr als 1 Milliarde
Klimaschutz – No
CO2 Vermeidung – klappt nicht, wir reißen 1800 Meter Bahnsteige ab und bauen 1200 Meter neue Bahnsteige aus Beton.
Ich verließ meine Metall-Bank auf S-Bahn Ottensen mit Blick ins Grüne und es war mir leicht schwindelig.
Ich erinnerte mich an eine kleine Postkarte, die auf meinem Schreibtisch liegt:
„Jeder Mangel lässt sich ertragen, mit jeder Knappheit werden wir fertig, sagte Hinze.
Elend aber ist, wenn es keine Ideen mehr gibt“
Volker Braun – Schriftsteller
Andreas Müller-Goldenstedt
Juni 2023
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