Bahn und Stadt rauben Altonas Mitte – den Bahnhof

Deutsche Bahn und Stadt feiern einmütig die geplante Verlegung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona an den Standort Diebsteich als Erfolg.

Ein Erfolg sicher für die deutsche Bahn AG: Die Stadt kauft mit Steuergeldern in Höhe von über EUR 50 Mio. der Bahn die Grundstücke ab, die vor über 100 Jahren von der damaligen Stadt Altona der Bahn unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Die Bahn spart sich eine fällige Modernisierung der Bahnsteig- und Gleisanlagen am jetzigen Bahnhofsstandort ebenso wie die Kostenbeteiligung an der überfälligen Sanierung des Lessingtunnels. Kosten hierfür geschätzt mindestens EUR 100 Mio. Für die Bahn ein profitabler Deal zu Lasten des Steuerzahlers.

Senat und Baubehörde lassen sich nicht nur zum wiederholten Male von Privatinvestoren und der Deutschen Bahn über den Tisch ziehen. Den Bürgern soll dies schmackhaft gemacht werden, in dem auf einem Teil des alten Bahngeländes ein Park entstehen soll. Auch wird behauptet, ohne die Verlegung des Bahnhofs Altona könne der 2. Bauabschnitt der Neuen Mitte Altona nicht realisiert werden. Dies ist nachweisbar falsch, allerdings müssen bei Beibehaltung des Bahnhofs am jetzigen Standort für die 2. Bauphase die Gleisanlagen umgebaut werden.

Die Bahnhofsverlegung wurde natürlich ohne jegliche Beteiligung der Altonaer Bürger vereinbart und die Bahnnutzer und Berufspendler wurden erst recht nicht gefragt.

Warum ist die Verlegung des Bahnhofs Altona nachteilig für den Stadtteil:

  • Die Einwohnerzahl von Altona Nord und Ottensen steigt durch Zuzug und neue Bebauung seit Jahren. Die mehr als 10.000 Einwohner des jetzt im Bau befindlichen Stadtteils Neue Mitte Altona brauchen ebenfalls einen guten Bahnanschluss.
  • Der neue Bahnhofsstandort Diebsteich liegt mitten in der Pampa, ohne brauchbaren Straßen- und nur eingeschränktem S-Bahn-Anschluss.
  • Der geplante Fernbahnhof Diebsteich ist nicht nur mit Auto und Rad schlecht zu erreichen, sondern Bahnfahrer ab Altona müssen erst die S-Bahn nutzen, um dann in Diebsteich in den ICE steigen zu können. Das verlängert die Fahrzeit um ca. 15 Min.
  • Für Pendler aus dem nördlichen Hamburger Umland (Husum, Heide, Glückstadt, Itzehoe, Elmshorn) verlängert sich durch das dann erforderliche Umsteigen in Diebsteich die Fahrtzeit in die Innenstadt entsprechend.
  • Die westlichen Hamburger Stadtteile werden vom Fernbahnhof in Altona abgeschnitten, da es keine S-Bahn von Blankenese nach Diebsteich gibt.
  • Die Verlegung des Bahnhofs soll bis 2023 dauern, bis dahin ist mit erhöhten Unregelmäßigkeiten im Regional- und Fernbahnverkehr nach Altona zu rechnen.
  • Die Kosten für die Bahnhofsverlegung werden derzeit mit rd. EUR 350 Mio. angegeben, für eine Sparbahnhofsversion, die keiner haben will. Nach den bisherigen Erfahrungen wird es bis zur Fertigstellung zu mindestens einer Verdoppelung kommen. Hier droht ein ähnliches Desaster wie bei Stuttgart 21 oder dem Flughafen Berlin oder der Elbphilharmonie!!!
  • Die Kosten für die Verbesserung der Verkehrsanbindung von Diebsteil muss die Stadt, d.h. der Steuerzahler tragen. Über deren Höhe wird geschwiegen.
  • Der Hamburger Hauptbahnhof ist schon jetzt in der Hauptverkehrszeit gefährlich überlastet, diese wird zunehmen, weil den Bahnhof Diebsteich mangels Erreichbarkeit keiner nutzen wird.
  • Der wahre Engpass des Hamburger Eisenbahnnetzes liegt nicht wie wahrheitswidrig immer wieder behauptet wird, im Regional- und Fernbahnhof Altona, sondern in der nur zweigleisigen Hauptbahnstrecke zwischen Holstenstraße und Hauptbahnhof, und diese lässt sich nicht erweitern (Nadelöhr Dammtorbahnhof).

Es gibt gute Gründe den Altonaer Regional- und Fernbahnhof dort zu belassen wo er ist!

  • Der Bahnhof ist integraler und zentraler Bestandteil Altonas und Ottensens! Er wird auch das Zentrum für den neuen Stadtteil sein. Er liegt inmitten dort wo die Leute wohnen, die ja möglichst keine oder weniger Autos haben sollen.
  • In welcher anderen Stadt kann man seinen Fernzug nach Berlin, Dresden, München, Frankfurt, Köln, Basel, Zürich, Wroclaw, Prag, Bratislava, Wien oder Budapest zu Fuß erreichen? Jeder vermiedene Umsteigevorgang erhöht die Anschlusssicherheit.
  • Wer will im Sommer den direkten Zug zur Nordsee (Husum/Westerland) missen, der inmitten des Stadtteils abfährt?
  • Altona ist der einzige wirklich barrierefreie Regional- und Fernbahnhof in Hamburg!
  • Der Bahnhof ist sehr gut in den Stadtteil eingebettet und von allen akzeptiert. Auch die Beladung der (leider) weniger werdenden Autoreisezüge funktioniert problemlos.
  • Wegfall des Fernbahnhofs bedeutet einen massiven Verlust an Kaufkraft für umliegende Geschäfte, Imbissstände und Restaurants.

Statt Verlegung des Regional- und Fernbahnhofs Altona ist folgendes zu tun:

  • Sanierung der Bahnsteige und des Lessingtunnels dadurch Schaffung zusätzlicher Zugänge an den nördlichen Bahnsteigenden.
  • Integration des Bahnhofs in den neuen Stadtteil „Neue Mitte Altona“
  • Bau von 2 neuen S-Bahnstationen „Altona Nord“ und „Neue Mitte Altona“ zur besseren Anbindung der Stadteile Altonas an das Hamburger S-Bahnnetz.

Unser Bahnhof bleibt in Altona !

Protestieren Sie gegen die Verlegung des Bahnhofs Altona bei dem Vorstandschef der Deutschen Bahn AG: ruediger.grube@bahn.de und bei Bürgermeister Scholz olaf.scholz@sk.hamburg.de

3 Kommentare

  1. Die Kritik am Vorgehen der DB-Netze kann nur unterstrichen werden. Wobei sich die Kritik nicht nur an die DB-Netze wenden muss, sondern auch an den Rot-Grünen Senat der Hansestadt und dem Bezirk Altona Es wundert mich, dass in der öffentlichen Diskussion, nach meinem Eindruck, das Thema eher keine Rolle spielt. :
    1.
    Es ist seitens der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen nicht erkennbar, wie diese infrastrukturelle „Jahrhunderaufgabe“ sich in ein Gesamtkonzept der Verkehrswegeplanungen einfügt. Die gilt für den überregionalen wie auch regionalen Individualverkehr.
    2.
    Wie in der Der Zeitung „Mitte-Altona-Aktuell“ Ausgabe März 2016, Herausgeber Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen zu lesen ist, zum Thema Fernbahnhof Altona und dem zweiten Bauabschnitt von Mitte Altona: soll zwar im Rahmen des 2. Bauabschnittes „ein großer Park“ entstehen; Zu Fragen der verkehrlichen Anbindung schweigt jedoch die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sowie das BA-Altona
    3.
    Eine Entwicklung der Flächen, westlich des Gebietes für das „Vorbereitende Untersuchungen gem. § 165 Abs. 4 gem. Flyer Altona plant des BA-Altona Stand Aug. 2010 durchgeführt werden, ist nicht erkennbar.
    4.
    Eine planerische Verbindung zum Rahmenplan Bahrenfeld-Nord im östlichen Bereich am Volkspark Altona besteht offenbar nicht. Der Ideenwettbewerb „Wohnen am Volkspark“ wird offenbar als „Insellösung“ im Bezirksamt Altona und der Behörde für Standentwicklung und Wohnen betrachtet.
    5.
    Die innerstädtische Einbeziehung des ÖPNV zum neuen Fernbahnhof Altona ist offenbar nicht vorgesehen. Es ist nicht erkennbar, dass der HVV in die Planungen einbezogen wird bzw. bezogen wurde.
    6.
    Die DB-Netze geht von einer Frequenz von täglich 100.000 Reisenden aus. Diese Belastung wird zwangsläufig in die angrenzenden gewachsenen Stadtteile Eimsbüttel / Bahrenfeld / Eppendorf ausstrahlen Welche Lösungen bietet die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen an?
    7.
    Zahlreiche Buslinien HVV beginnen bzw. enden derzeit auf dem Altonaer Bahnhofplatz auf engstem Raum. Welche Planungen bestehen für die Beibehaltung bzw. Verlagerung der Buslinien zum neuen Fernbahnhof Altona.
    8.
    Die Gestaltung des neuen Fernbahnhofs Altona ist nach derzeitigen Stand als reiner Zweckbau vorgesehen. Der sogenannte Letter of Intent (LOI) zwischen der DB Station & Service AG und der Stadt Hamburg berücksichtigt offenbar ausschließlich die Umsetzung eines eigenständigen Empfangsgebäudes, nicht jedoch ein städtzebauliches Gesamtkonzept.
    Ein Architektenwettbewerb für das neue Bahnhofsgebäude und dem eigenständigen Empfangsgebäude ist der Bedeutung dieses Infrastrukturprojektes geschuldet!

  2. Die Finanzierung ist doch sekundär, Leute. Die Bahn holt sich das Geld so oder so von uns. Entweder über Abschreibungen oder über Preiserhöhungen. Da kann die Stadt auch gleich die Schose finanzieren. Im Grunde ist ja die Bahn immer noch staatlich. Die oberen Bonzen können jetzt nur besser und inzwischen irrwitzig hoch bezahlt werden.

  3. Immer wird so getan, als ob nur Altonaer die Bahn erreichen wollen. Seit eh und je müssen alle Hamburger, die nicht direkt an einem Fernbahnhof wohnen, zusehen, wie sie mittels Pkw, Bus, U-Bahn oder S-Bahn einen der Fernbahnhöfe Altona, Dammtor oder Hbf. erreichen. Warum soll das nicht für Altonaer gelten?

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